Als der österreichische Architekt Richard Neutra 1923 in den Vereinigten Staaten ankam, entdeckte er ein Land, dessen Wolkenkratzer, fortschrittliche Technologie und bedeutendster Spitzenarchitekt, Frank Lloyd Wright, die Europäer bereits in ihren Bann gezogen hatten.

Nachdem er für Holabird und Roche am Palmer House Hotel in Chicago gearbeitet hatte, zog er 1925 nach Los Angeles. Neutra schrieb häufig für deutschsprachige Architekturzeitschriften wie Das Neue Frankfurt und Die Form. Seine journalistische Tätigkeit verschaffte ihm nicht nur ein Einkommen, sondern ermöglichte es ihm auch, seine Entwürfe und Ideen einer europäischen Leserschaft vorzustellen. 1925 veröffentlichte der Leiter des Bauhauses, Walter Gropius, seinen Entwurf für ein Bürogebäude in International Architecture, dem einflussreichen ersten Band seiner Buchreihe. Beginnend mit den Jardinette Apartments von 1927 wurde Neutra zunehmend von seinen ausländischen Kollegen wahrgenommen. Gropius und seine Frau bewunderten sie bei ihrem Besuch in Los Angeles 1928.

Die beiden Bücher von Neutra, How Does America Build? (1927) und America: The Formation of the Style of Modern Architecture in the United States (1930) festigten seinen Ruf weiter. Das ikonische Titelbild des letztgenannten Buches wurde von El Lissitzky entworfen, einer führenden Persönlichkeit der sowjetischen Avantgardekunst und des Designs. Darin veröffentlichte Neutra ein Konstruktionsfoto des Lovell Health House (1929), das oft als seine beste Leistung angesehen wird. Neben seiner Brillanz als Designer verfügte Neutra über ein scharfsinniges Verständnis von Fotografie und Werbung, das in der Veröffentlichung des Hauses in Architekturpublikationen in 11 Sprachen gipfelte und es zu einer weltweiten Ikone der Moderne machte.

Edward Dimendberg ist Professor für Geisteswissenschaften an der University of California, Irvine. Sein jüngstes Buch ist Richard Neutra and the Making of the Lovell Health House 1925-35 (London und Los Angeles: Lund Humphries und Getty Research Institute, 2026).

Im Anschluss an den Vortrag wird das Buch signiert.